Es sollten schöne Badeferien mit der Familie und Freunden auf den Kapverdischen Inseln werden, doch am 29. September 2019 – dem ersten Strandtag – kam alles anders. Wegen eines Badeunfalls ist Roman Späni heute Tetraplegiker.
Der untenstehende Text erschien als Reportage auf der Website der Schweizer Paraplegiker-Stiftung. Die Verwendung des Textes sowie von Bild- und Videomaterial wurde freundlicherweise durch die Schweizer Paraplegiker-Stiftung genehmigt. Quelle: Schweizer Paraplegiker-Stiftung.
«Ich dachte, dass ich ertrinke»
Roman Späni wollte in den Badeferien seinen beiden Söhnen zeigen, wie man am besten durch eine Welle taucht. Der 42-Jährige aus Freienbach (SZ) holte Anlauf, sprang durch die Welle – und prallte dahinter in eine Sandbank. Einige Sekunden trieb er durchs Wasser. Er wusste, dass etwas nicht stimmte und bekam Panik, er könnte ertrinken. Schliesslich zogen ihn seine Freunde aus dem Wasser. «Mein grosses Glück war, dass einer aus unserer Gruppe gelernter Feuerwehrmann ist. Er hatte die Situation sofort unter Kontrolle.» Während der Erstversorgung bot ein weiterer Freund bereits die Rega auf.
Ein grosser Schock für die Familie
14 Stunden nach dem Unfall war Roman mit seiner Familie bereits in Zürich. «Was die Rega da geleistet hat, war unglaublich!» Nach der Landung in Zürich wurde der gelernte Elektromechaniker sofort ins Schweizer Paraplegiker-Zentrum nach Nottwil verlegt. Die Diagnose: Querschnittlähmung. Gelähmt unterhalb des 5. Halswirbels. Während des ganzen Flugs hatte sich Roman viele Gedanken gemacht, versuchte aber immer positiv zu bleiben. Der Unfall war ein grosser Schock für die ganze Familie. «Wir haben das Schicksal aber akzeptiert», sagte der 42-Jährige.
Die Diagnose: Tetraplegie C5
Bei einer Lähmung infolge einer Verletzung der Halswirbelsäule spricht man von einer Tetraplegie (griechisch: Tetra = vier, Plegie = Lähmung der Muskulatur). Die Tetraplegie ist eine Form der Querschnittlähmung, bei der alle vier Gliedmassen – also Beine und Arme – von der Lähmung betroffen sind.
Bei Tetraplegikern ist der Ausfall der Armmuskulatur mehr oder weniger stark ausgeprägt; die Beeinträchtigung ist abhängig von der Höhe des verletzen Halswirbels. Beim Unfall von Roman Späni ist der fünfte Halswirbel (C5) gebrochen, was zu der Verletzung des Rückenmarks und der Lähmung unterhalb dieser Höhe führte.
Bei einer Bruchhöhe des C5-Halswirbels sind z.B. die Armbeuger (Bizeps) noch funktionsfähig. Die Armstrecker (Trizeps) können hingegen nicht mehr angesteuert werden. Tetraplegiker haben ausserdem keine oder nur eine stark eingeschränkte Fingerfunktion. Die Kontrolle über die Rumpf- und Beinmuskulatur fehlt auf jeden Fall komplett.
Zusätzlich ist das vegetative Nervensystem durch eine Verletzung im Halswirbelbereich nur noch eingeschränkt funktionsfähig. Dies hat zur Folge, dass sich der Puls nur noch knapp über 100 Schläge pro Minute erhöht. Im Normalfall reagiert der Körper auf Belastung durch Erhöhung der Herzfrequenz auf ca. 180-200 Schläge pro Minute, um den erhöhten Sauerstoffbedarf des Körpers zu decken. Schwitzen ist für Tetraplegiker zudem nicht mehr möglich. Dies kann unter grosser Belastung bei hohen Temperaturen schnell gefährlich werden (Überhitzungsgefahr).
Rückenmark-Segmente und Kontrolle über Muskelgruppen. Bei einer Lähmung verliert die betroffene Person die Funktion über die Muskelgruppen unterhalb des verletzten Wirbels. Quelle: Schweizer Paraplegiker-Stiftung.